Wärmepumpe auf Platz 1: Warum Deutschlands Heizungsmarkt jetzt auf Zukunftskurs ist
Ein historischer Meilenstein für die Energiewende
Erstmals in der Geschichte des deutschen Heizungsmarktes belegt ein klimafreundliches Heizsystem den Spitzenplatz: Die Wärmepumpe hat sich im ersten Halbjahr 2025 zur meistverkauften Heiztechnologie in Deutschland entwickelt. Laut aktueller Absatzstatistik des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) und des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) wurden zwischen Januar und Juni rund 139.000 Wärmepumpen installiert – ein Anstieg von 55 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Besonders dynamisch verlief die Entwicklung im zweiten Quartal mit einem Plus von 75 %.
Diese Zahlen markieren nicht nur einen ökonomischen, sondern auch einen gesellschaftspolitischen Wendepunkt: Immer mehr Hauseigentümer entscheiden sich bewusst gegen fossile Heizsysteme und setzen stattdessen auf zukunftsfähige, erneuerbare Lösungen.

Die Gründe für den Wärmepumpen-Boom
Dr. Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP), bringt es auf den Punkt: „Die Mehrheit hat längst verstanden, dass das Heizen mit fossilen Energien keine Zukunft hat.“ Der Ukrainekrieg, steigende CO₂-Preise und Unsicherheiten bei der Versorgungssicherheit haben das Umdenken in weiten Teilen der Bevölkerung beschleunigt.
Doch der Aufschwung ist nicht allein dem gestiegenen Umweltbewusstsein zu verdanken. Förderprogramme, sinkende Strompreise für Wärmepumpen sowie der technologische Fortschritt – etwa im Bereich Luft-Wasser- und Erdreich-Wärmepumpen – haben das System attraktiver denn je gemacht.
Politische Unsicherheit bremst Investitionsbereitschaft
So erfreulich die Verkaufszahlen sind, so fragil ist der Trend. Die Wärmepumpenbranche blickt gespannt auf die Haushaltsverhandlungen der Bundesregierung für 2026. Zentral ist dabei der Klima- und Transformationsfonds (KTF), der aktuell zahlreiche Förderprogramme für klimafreundliche Heizsysteme absichert.
Dr. Sabel warnt: „Branche und Verbraucher benötigen jetzt die Sicherheit, dass ausreichend Mittel im KTF zur Verfügung gestellt werden.“ Ohne stabile Rahmenbedingungen seien größere Investitionen – etwa durch Wohnungsbaugesellschaften, Stadtwerke oder kommunale Träger – kaum realistisch.
Die Wärmepumpe ist eine Schlüsseltechnologie für die Erfüllung der Klimaziele. Doch ohne langfristige Planungssicherheit geraten ambitionierte Ausbaupläne ins Stocken.
EU-Emissionshandel: Der Weg zur strukturellen Förderung
Ein entscheidender Hebel für die Zukunft ist der ab 2027 geplante EU-Emissionshandel für Gebäude und Verkehr (ETS 2). Dieser wird nicht nur den CO₂-Preis für fossile Brennstoffe weiter erhöhen, sondern soll perspektivisch auch die Heizungsförderung finanzieren.
Ein frühzeitiger politischer Brückenschlag zwischen der heutigen Fördersituation und dem ETS 2-Regime ist notwendig, um den Wärmepumpenmarkt auf nachhaltigem Wachstumskurs zu halten. Denn je teurer Öl und Gas durch den CO₂-Aufschlag werden, desto größer wird der Bedarf an finanzieller Unterstützung beim Wechsel auf klimafreundliche Alternativen.
Industrielle Stärke: Deutschland als Vorreiter
Die deutschen Wärmepumpenhersteller gelten europaweit als Technologieführer. Wie der europäische Branchenverband EHPA berichtet, wurden EU-weit sieben Milliarden Euro in neue Fertigungsanlagen und den Ausbau der Fachkräfte investiert – ein signifikanter Anteil davon in Deutschland.
Standorte wie Allendorf, Güglingen, Holzminden, Mainburg, Kulmbach oder Remscheid sind zu Zentren der Wärmepumpenproduktion geworden. Laut BWP sind rund 70.000 Arbeitsplätze allein in der Industrie mit dieser Technologie verbunden. Hinzu kommen weitere hunderttausende Jobs im Handwerk, bei Energieversorgern, Planungsbüros und Wohnungsunternehmen.
Damit ist die Wärmepumpe nicht nur ein Umweltfaktor, sondern ein wirtschaftliches Zugpferd – insbesondere für den deutschen Mittelstand.
Handlungsbedarf: Strompreisstruktur anpassen
Um den positiven Trend weiter zu stärken, fordert die Branche eine Entlastung beim Strompreis. Konkret geht es um eine Reduktion der Stromsteuer sowie eine dauerhafte Senkung der Netzentgelte. Denn obwohl Wärmepumpen effizient sind, macht der hohe Strompreis vielen potenziellen Kunden noch Sorgen.
Ziel muss es sein, Wärmepumpen nicht nur technologisch und ökologisch, sondern auch wirtschaftlich zur attraktivsten Option am Markt zu machen.
Wärmepumpe als Zukunft der Heiztechnik – wenn die Politik mitspielt
Die Wärmepumpe hat sich 2025 eindrucksvoll als neues Standardheizsystem etabliert. Der Markt, die Technologie und das Handwerk sind bereit. Doch ohne klare politische Signale droht eine Verlangsamung. Nur mit langfristig verlässlichen Rahmenbedingungen – insbesondere im Bereich Förderung und Strompreisgestaltung – kann das Momentum gehalten und die Wärmewende beschleunigt werden.
Jetzt ist der richtige Moment, um Nägel mit Köpfen zu machen. Denn die Wärmepumpe ist mehr als ein technisches Gerät – sie ist Symbol und Motor einer klimafreundlichen, wirtschaftlich starken Zukunft.
Quelle: Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e.V., Pressemitteilung vom 25.07.2025: „Wärmepumpe belegt erstmals Top-Position unter den verkauften Heizsystemen“

Stefan Kathmeyer
Wärmepumpen Spezialist
sk@waermepumpe-installateur.de
Beitrag erstellt am 01.08.2025
Beitrag bearbeitet am 01.08.2025